Im Jahre 1863 gründete der Arzt Dr. Neidhard den Turnverein Kirchheim. In seinem Garten leitete er die Übungen der Turner. Zu diesem Zeitpunkt existierten in ganz Schwaben 17 Turnvereine.
Bereits im folgenden Jahr stifteten die Frauen und Jungfrauen dem jungen Verein eine Fahne.
1865 zählte der Verein schon 49 Mitglieder und hatte sich dem Bayerischen Turnerverband angeschlossen. Nach Wegzug von Dr. Neidhard 1867 übernahm Zimmermeister Johann Schmid die Führung des Vereins, der im 70er Krieg seine Tätigkeit einstellen musste und danach nicht mehr zur Entfaltung kam, ohne dass jedoch eine Auflösung erfolgt wäre.
27 Jahre später, am 13. September 1897, wurde der Turnverein von Wilhelm Bischof, einem gebürtigen Thannhausener, der sich hier als Seifensieder ansässig gemacht hatte, wieder ins Leben gerufen. Es erfolgte praktisch eine Neugründung.
Ein heißer Kampf entfachte sich um die alte Turnerfahne, die sich inzwischen die Feuerwehr angeeignet hatte. Erst nach langen Verhandlungen wurde sie den Turnern zurückgegeben.
Unter Turnwart Wilhelm Bischof und später Leonhard Auer erreichte der Verein beachtliches Niveau. Fast sensationell wurde 1910 die erste Damengymnastikgruppe empfunden, das war etwas Neues in weitem Umkreis.
Übungsplatz war in der alten Kiesgrube nordöstlich des Marktes, dann in Fahrenschon’s Kellerwirtschaft, nach deren Abbruch zogen die Turner in den Adlersaal. Im Herbst 1927 bekam der Verein von der Gemeinde den Schuttablagerungsplatz in der Wanne geschenkt, sie ebneten ihn ein und schufen einen Sportplatz für die Sommerzeit.
Der längst gehegte Wunsch einer eigenen Turnhalle nahm 1928 feste Formen an und fand durch die Initiative des Vorstandes Franz Kusterer in den folgenden Jahren Verwirklichung. Großzügige Schenkungen, Arbeitsleistungen und Darlehen der Mitglieder ermöglichten die Finanzierung des Projekts.
Am 8./9. Juni 1930 fand die Einweihung der Halle, verbunden mit einem großen Turnerfest, statt.
Nach Auflösung des Thaliavereins bildete sich 1919 eine eigene Theatergruppe im Turnverein und 1924 eine Sängerriege.
Um 1920 bürgerte sich eine neue Sportart ein, das Fußballspiel. Die Turner standen den Fußballern nicht gerade wohlgesinnt gegenüber, zwischendurch war man sich spinnefeind. So gründeten die Fußballer einen eigenen Verein, den »FC Kirchheim«.
1930 erfolgte jedoch ein Zusammenschluss, der allerdings nur zwei Jahre bis 1932 standhielt.
Dagegen wurde eine Handball- und Faustballabteilung dem Turnbetrieb angegliedert.
Der Sportbetrieb konnte bis 1942 aufrechterhalten werden, dann erzwangen die Kriegsfolgen und die schlechten Zeiten danach eine Unterbrechung der Aktivitäten.
Am 30. Dezember 1948 kam es zu einer entscheidenden Generalversammlung – nämlich zum Zusammenschluss der Turner und Fußballer zum »Turn- und Sportverein Kirchheim 1863 e.V.«. Ein neutraler Vorstand und eine »ausgewogene« Vorstandschaft sorgten für ein kameradschaftliches Verhältnis.
Anfang der 50er Jahre feierten die Turner große Erfolge. Turnfeste und eine Vielzahl von geselligen Veranstaltungen sorgten für beste Stimmung.
Im Jahre 1950 schafften die Fußballer den Aufstieg in die B-Klasse. Die Folgezeit bescherte öfteren »Klimawechsel« mit Abstieg und Wiederaufstieg. Ein Höhenflug gelang 1982 mit dem Aufstieg in die A-Klasse Mitte, die sogar 1983 verteidigt werden konnte. Seit 1984 spielt man wieder abwechslungsweise in der Bund C-Klasse.
Im Schatten der 1. Mannschaft spielten über alle Jahrzehnte auch eine Reservemannschaft und eine Reihe von Schüler- und Jugendmannschaften.
Das Turnen kam leider Ende der 50er Jahre aus der Mode, vor allem bei den Herren blieb der Nachwuchs aus. Eine Damenriege, Damengymnastikgruppen, sowie Schüler- und Jugendgruppen konnten aufrechterhalten werden.
Im Sommer 1953 schenkte Fürst Fugger auf dem Umweg über die Gemeinde dem TSV das Grundstück für den Sportplatz am Schützenwäldchen. Ein riesiger Aufwand war notwendig, diesen Platz bespielbar zu machen. Es dauerte dann auch zehn Jahre, bis seine Einweihung 1963, rechtzeitig zum 100jährigen Gründungsfest, erfolgen konnte. Bis dahin hatte die »Posthalterwiese« neben der Hollhalle weiter als Spielfeld gedient. [Quelle: Geschichte des Marktes Kirchheim v. Ernst und Helmut Striebel]
In den Jahren 1975/77 erfuhr die Turnhalle eine grundlegende Renovierung. Seitdem wird sie auch als Festhalle für div. Veranstaltungen genützt.
38 Fußballer unternahmen 1980 eine Flugreise nach Amerika.
Jahrzehntelang stellte der Turnerball am Rosenmontag den Höhepunkt der Kirchheimer Faschingssaison dar. Daran anknüpfend stellte der TSV 1975 erstmals ein Prinzenpaar mit Hofmarschall, Elferrat und Garde auf. Die neue Faschingsgesellschaft »Schloßfunken« regierte in der Saison 1986, 1987 und 1990.
Im Sommer 1988 feierte der TSV 1863 sein 125jähriges Bestehen mit einem großen Festprogramm. Festabend, Fußballturnier, Fotoausstellung, Oldtimer-Show, Fallschirmspringer, Festzelt, Buden und Tanz sorgten für Abwechslung und Attraktionen am laufenden Band.
Im Laufe der Zeit wurde aber die Anlage am Schützenwäldchen dem zahlreichen Fußballnachwuchs nicht mehr gerecht. Deswegen begann im Sommer 2003 nach zähen Verhandlungen der Bau einer neuen Sportstätte im Nordosten des Marktes Richtung Haselbach. Dank des Einsatzes vieler Helfer, über 15 000 Stunden Eigenleistung und der Unterstützung der Gemeinde konnte man im Oktober 2005 die Einweihung des neuen Domizils feiern. Seitdem blüht die Jugendarbeit noch weiter, über 100 Kinder aus der Verwaltungsgemeinschaft sind Woche für Woche auf dem neuen Gelände am Ball, das ein Hauptspielfeld, ein Neben- und ein Kleinspielfeld für den Nachwuchs sowie eine Tribüne mit großzügigen Parkplatzmöglichkeiten umfasst.
Im Februar 2006 feierten die Kirchheimer Schlossfunken mit einem Winterfestzelt und einem großen Faschingsumzug durch den Markt ihr 20-jähriges Bestehen auf der Festwiese direkt am Sportgelände. Fünf Jahre später wurde das 25-jährige Jubiläum mit einem Umzug und einem bunten Treiben im Herzen Kirchheims und der TSV-Turnhalle gefeiert.
Die Mitgliederzahl liegt seit seit einigen Jahren konstant um 750. Damit ist der TSV der mit Abstand größte Verein der Marktgemeinde.
1863 | – | 1867 | Dr. Neidhard | ||||||||||||||||||||||||||||||
1876 | – | 1870 | Johann Schmid | ||||||||||||||||||||||||||||||
1897 | – | ?? | Jakob Heiß | ||||||||||||||||||||||||||||||
?? | – | 1906 | Josef Waldmann | ||||||||||||||||||||||||||||||
1906 | – | 1908 | Loenhard Auer | ||||||||||||||||||||||||||||||
1908 | – | 1912 | Sylvest Striebel | ||||||||||||||||||||||||||||||
1912 | – | 1928 | Leonhard Auer | ||||||||||||||||||||||||||||||
1928 | – | 1933 | Franz Kusterer | ||||||||||||||||||||||||||||||
1933 | – | 1949 | Hans Steinle | ||||||||||||||||||||||||||||||
1949 | – | 1951 | Dr. Otto Stehle | ||||||||||||||||||||||||||||||
1951 | – | 1956 | Josef Schneider | ||||||||||||||||||||||||||||||
1956 | – | 1965 | Karl Seufert | ||||||||||||||||||||||||||||||
1965 | – | 1972 | Otto Drexler | ||||||||||||||||||||||||||||||
1972 | – | 1978 | Josef Reichle | ||||||||||||||||||||||||||||||
1978 | – | 1986 | Erwin Geiger | ||||||||||||||||||||||||||||||
1986 | – | 1989 | Ralph Waldmann | ||||||||||||||||||||||||||||||
1989 | – | 2003 | Hermann Lochbronner | ||||||||||||||||||||||||||||||
2003 | – | 2011 | Karl Scheifele | ||||||||||||||||||||||||||||||
2011 | – | 2012 | Thomas Kreuzer | ||||||||||||||||||||||||||||||
2012 | – | heute | Franz Schiegg |